Fahrradpause. Winter in Kanada, Winter in Montrèal. Sechs Monate zwischen Winterschlaf, Arbeit und neuen Freundschaften.
Verglichen zu unserer Ankunft in Québec Stadt war die Ankunft in Montréal keine Liebe auf den ersten Blick. Vermutlich lag es an den kalten Temperaturen und der früh einsetzenden Dunkelheit, vielleicht aber auch einfach an dem vermauerten, betonfarbenen Industriehafen der uns in Montréal begrüßte. Wir waren jedenfalls froh, als wir am Abend unser AirBnB erreichten und nun für zwei Wochen ein festes zu Hause hatten. Mit den Fahrrädern neben unserem Bett und der kuscheligen Heizung ließen sich auch die bereits winterlichen Temperaturen bestens aushalten. Die Stadt entdeckten wir dann zur Abwechslung einmal zu Fuß und nicht mit dem Fahrrad.
Von unserem AirBnB im Stadtteil Hochelaga-Maisonneuve bis in die Innenstadt waren es ca. 6km. Hochelaga-Maisonneuve ist, wie eigentlich alle Stadtteile im Osten der Stadt, sehr französisch geprägt. Im Gegensatz zu den etablierten, trendigen Stadtteilen Mile-End, Mile-Ex oder auch Le Plateau, entwickelt sich dieser am Rand liegende Stadtteil noch deutlich stärker und es kommt Stück für Stück mehr Leben in die Straßen. Den Rest unserer Zeit in Montréal haben wir dann in einer kleinen Wohnung im Stadtteil Rosemont–La Petite-Patrie verbracht.
Die Innenstadt von Montréal ist vor allem von Hochhäusern und moderner Architektur geprägt. Einen Eindruck vom historischen Montréal bekommt man am Besten, wenn man in Richtung des alten Hafens durch den Stadtteil Ville Marie läuft. Wer etwas Abwechslung möchte sollte Chinatown oder Le Village besuchen.
Montréal lädt, wie alle Großstädte, zum Entdecken ein. Das alte Olympia-Gelände, der Botanische Garten, viele große und kleine Museen, Aussichtsplattformen, Parks… Die Stadt lebt selbst im Winter bei -35 Grad weiter und trotzt dem harten Winter mit Outdoorfestivals. Wem zu kalt wird, kann die Untergrundstadt entdecken oder sich in überfüllten U-Bahnen an anderen Passagieren wärmen. Montréal ist eine tolle Stadt, die es einem Stück für Stück abverlangt, geliebt zu werden.
Das schöne am Winter in Montréal ist, dass er Menschen zusammenbringt. Er treibt die Menschen von den Strassen in Cafés, Restaurants oder auch das eigene Wohnzimmer. Der Winter in Montreal teilt ein eigenes Gefühl unter den Menschen, die ihn erleben. Er lässt Menschen Winterjacken teilen, den zweiten Fleecepullover ausleihen oder das zweite paar Handschuhe, weil die eigenen zu dünn sind. Der Winter schafft Erinnerungen, die aus kleinen Abendspaziergängen große Abenteuer werden lassen. Er sorgt dafür, dass eine ganze Stadt nach sechs langen Monaten auf die Strasse tritt und ein gemeinsames Mantra gefunden hat: „winter has not killed us again!“
Wer jetzt Lust hat, Montréal lieben zu lernen, hier noch einige weitere Tipps:
Arbeiten in Montréal
Auch wenn Montreal eine große und internationale Stadt ist, sollte man nie vergessen, dass Diese in Québec erbaut wurde. Französisch wird also immer wieder als Voraussetzung für einen Job in den meisten Ausschreibungen mit angegeben. Trotzdem muss das nicht immer bedeuten, dass man perfekt Französisch sprechen muss. Uns wurde der Tipp gegeben, sich bei geeigneter Qualifizierung auch ohne die sprachlichen Kenntnisse zu bewerben. Doch es kann immer passieren, dass man trotz persönlicher Vorsprache (im Supermarkt, um z.B. Regale einräumen) wegen mangelnder Sprachkenntnisse wieder nach Hause geschickt wird.
Wir haben einen Job in einem Callcenter gefunden, welches für viele der großen kanadischen und internationalen NGOs Fundraising betreiben. Der Job und die Arbeitsatmosphäre haben unsere Erwartungen mehr als übertroffen und wir hätten garantiert auch noch länger dort zufrieden arbeiten können.
Freizeit in Montréal
Da der Winter in Montréal verdammt kalt ist, finden die meisten Aktivitäten während dieser Zeit drinnen statt. Doch wer gerne mit großartiger Kulisse Schlittschuh fahren möchte, muss im Winter unbedingt an den alten Hafen und dort auf einem Teil des gefrorenen Saint Lawrence Rivers seine Runden drehen. Eine andere, vor allem kostengünstige Aktivität ist es, den die Stadt überragenden Mont Royal zu besteigen. Ein Rundwanderweg bietet die Möglichkeit, die Stadt von oben zu erkunden und die Natur zu genießen. Zudem kann man hier auch Freizeitaktivitäten wie Skilanglauf, Schlittenfahren oder Eislaufen nachgehen. Uns ist vor allem eine nächtliche Wanderung bei sternenklarem Himmel, -30 Grad und der wärmenden Hoffnung auf Polarlichter in Erinnerung geblieben.
Neben allen anderen Freizeitaktivitäten ist die empfehlenswerteste natürlich vor Ort Menschen kennenzulernen, mit denen man den Winter bei Bier und Wein, Brettspielen und gutem Essen verbringen kann. Gerne lädt man sich gegenseitig nach Hause ein oder nutzt die großen Auswahl and Bars, Kneipen und Restaurants.
Da Montréal im Sommer die Stadt der Festivals ist, gibt es zur Überbrückung auch im Winter einige Festivals welche die dunkle Jahreszeit erhellen. Nicht alle Festivals sind kostenlos, aber auch von außerhalb kann man immer ein wenig miterleben und Spaß haben.
Wer im Winter etwas tropischen Flair vermisst, sollte den Botanischen Garten besuchen und sich in den zahlreichen Gewächshäuser in wärmere Gegenden träumen. Zudem lädt der große Außenbereich im Winter zu einem kostenlosen Spaziergang ein und ist auch perfekt zum Joggen oder Skilanglauf geeignet.
Wer Hoch hinaus möchte, sollte das Observatoire am Place Ville Marie besuchen und mit dem Aufzug die Stadt aus 185m über dem Boden genießen. Es bietet sich an, frühzeitig Tickets zu organisieren, da die Wartezeit sonst recht lang werden kann.
Natürlich gibt es noch viel, viel mehr in Montréal zu entdecken, ob es nun die traditionellen 24h Bagel-Shops sind oder einfach nur die U-Bahnhöfe, Stadien, Einkaufsstraßen, Hotels, Spa’s, Illuminationen, viel Kunst, noch mehr Streetart, die Basilique Notre-Dame (AURA- Lichtshow!)
Am Besten ist es, man wirft sich in den hungrigen Schlund der Stadt und erlebt es einfach selbst.
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