The Canadian

Eine der berühmtesten und schönsten Bahnstrecken der Welt wird zwei bis dreimal wöchentlich vom sogenannten Canadien zurückgelegt. Von Toronto bis nach Vancouver durchquert der Zug dabei fast einen gesamten Kontinent (4.466km) und drei Zeitzonen in 4 Tagen und 4 Nächten. Klingt gemütlich? Ist es auch! Wir sind in Jasper ausgestiegen, damit wir die Rockys und den Weg bis nach Victoria auf unseren Rädern erleben können, aber hier erstmal ein bisschen Zugromantik:

05/06/19// Toronto// The Canadien. Zug fährt um 9:45 Uhr von Union Station. Haben ein Uber genommen, da wir das Fahrrad schon am Vortag zum Gepräck gebracht haben. Dort wurde uns gesagt, dass wir es nicht zusammenbauen müssen/sollen. Wollten eigentlich Sushi mitnehmen, Restaurants hatten noch nicht offen. Beim Boarding (ja, in Kanada steigt man in den Zug wie in ein Flugzeug am Flughafen) war bereits eine lange Schlange vor uns. Zug bis Winnipeg komplett voll. Hatten zunächst Problem einen Zweiersitz zu bekommen. Der Zug ist etwas in die Jahre gekommen, aber dennoch einigermaßen gemütlich. Ab jetzt gibt es eventuell alle 8 Stunden einen kurzen Halt. Wetter ist fantastisch, Landschaft wunderschön und wild, sehr beeindruckende Farben, vor allem die kleinen Nadelbäume und viele Buchen. Sumpflandschaften und riesige Seen mit Inseln fließen am Fenster vorbei. Besonderes Highlight ist das sogenannte Domecar mit einer Kuppel aus Fenstern. Unten Bistro und Kiosk, sehr leckere Burger und Kaffee. Nettes Personal, sehr persönlich. Schlafen etwas problematisch, da Sitze irgendwie ergonomisch sein sollen, es aber nicht sind. Kira dann zu später Stunde (aus Verzweiflung) im Bistro auf den Fußboden gelegt, ich schräg auf zwei sitzen mit Armlehne in der Mitte. Vielleicht 5 Stunden Schlaf. Zug rüttelt einen gemütlich durch die Nacht. Kann mir vorstellen, dass es mit Liegebett in den anderen Klassen (wir Economy) sehr gemütlich ist.

06/06/29 // 2.Tag im Zug. Müsliefrühstück, danach zweites Frühstück mit einem Frühstücksburger aus der Mikrowelle und Kaffee.Wetter gut, werden heute Winnipeg erreichen. Zeit verschwimmt irgendwie, zudem gibt es jeden Tag eine Zeitumstellung. Saßen lange im Domecar, mittags Tüttensuppe. Abends dann zwei Stunden Aufenthalt in Winnipeg. Dort Salat und eine Vegan Bowl gegessen und einen Spaziergang am Wasser durch einen schönen Park am Canadian Museum for Human Rights unternommen. Boarding sollte 21:30 Uhr sein, wurde aber vorgezogen und wir hätten fast den Zug verpasst. Zweite Nacht war besser, Kira im Vierer geschlafen, ich im normalen Platz (Zug nun etwas leerer). Abwechslung kam heute aus der Deluxe-Schlafplatz-3-Gänge-Menü Klasse im vorderen Teil des Zuges (ein bisschen wie auf der Titanic hier): Ein Duo mit Gitarre und Rassel. Sie gaben ein kleines Konzert im Bistro/Domecar. Musik war sehr stimmig zur Umgebung.

07/06/19 // 3.Tag im Zug. Landschaft hat sich komplett verändert seitdem wir aus Ontario raus sind. Weite, endlose Flächen dominieren das Land, Manitoba und Saskatchewan sind platt. Der Tag im Zug ging trotzdem schnell rum. Wir saßen viel im Vierer (Crewplätze) neben unserem Zweier, weil die neue Crew im Bistro saß. Ich habe morgens ein Frühstück im Zug genossen, weil Kira lange geschlafen hat (sehr gute Hashbrowns!). In Saskatoon haben wir herausgefunden, dass unsere Fahrräder aufeinander liegend transportiert werden. Kein adäquater Fahrradständer wie uns eigentlich gesagt wurde, wir sind verärgert. Abgesehen davon genießen wir aber die Zugfahrt und geben uns komplett der Reise hin - schauen viel aus den Fenstern auch wenn es außer Wolken kaum etwas zu sehen gibt und lesen Bücher, die andere Reisende vor uns im Zug hinterlassen haben. Gegen Abend kommen wir nach Alberta und mit der Grenze verändert sich die Landschaft schlagartig – es wird nun wieder grüner und hügeliger, es gibt Seen und Flüsse und dann plötzlich einen Schneesturm

08/06/19// letzter Tag im Zug// Jasper. Kurze Nacht, da wir eigentlich um 6:30 Uhr in Jasper ankommen sollten, wir haben allerdings zwei Stunden Verspätung und sitzen zur richtigen Zeit im Domecar um die Berge und Seen bei Sonnenaufgang auf dem Weg nach Jasper zu genießen! In Jasper stellen wir fest, dass Kiras Fahrrad am Lenker verbogen ist. Der Chef der kleinen Bahnstation Mark nimmt sich der Sache sofort an. Er schickt uns zu einem Freund mit eigenem Fahrradgeschäft, dieser repariert den Schaden unbürokratisch noch im laufe des Tages. Gepäck und Fahrräder liefern wir im "The Athabasca Hotel" ab und erkunden dann Jasper, mittags treffen wir Kristiina (einer ehemaligen Kollegin und Freundin aus Montréal). Abends erschöpft in das wohl schönste und gemütlichste Bett seit langer Zeit.

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