Woche 12 - Okanagan Valley - Hope: Von Früchten, Wein und Kanada in klein

01/07/19 Enderby - Kekuli Bay

Canada Day! Wir sitzen wieder auf den Rädern. Seit gestern wissen wir, das wir zu dritt unterwegs sind. Die vielen Pinkelpausen von Kira waren irgendwie verdächtig. Mit dieser Nachricht rollt es sich gleich ganz anders, zudem verändert sich die Landschaft drastisch. Es sieht alles viel mediterraner aus (für kanadische Verhältnisse). Die recht lange Etappe führt uns heute entlang stark besiedelter Flächen nach Vernon. Von dort geht es am großen Kalamalka Lake bis zu unserem Stop, dem Kekuli Bay Provincial Park. Leider war noch immer alles ausgebucht, doch wir hatten Glück und konnten uns bei einem älteren Pärchen mit auf den Platz stellen. Das Wetter ist gut, das selbstgemachte Curry schmeckt hervorragend.

02/07/19 Kekuli Bay - Okanagan Provincial Park

Erst auf dem Campingplatz bekommen wir mit, dass unterhalb der Straße, am Wasser entlang eine alte Bahnstrecke als Fahrradweg ausgebaut wurde. Einen Teil der Strecke genießen wir heute also ohne Autos. In Kelowna kaufen wir Proviant und kehren wie eigentlich jeden Tag im Tim Hortons ein. Über einen etwas sperrigen Weg fahren wir in Richtung Peachland, dann immer weiter entlang am riesigen Okanagan Lage bis zu unserem reservierten Zeltplatz im Okanagan Provincial Park. Tolle Sanitäranlagen, toller Zeltplatz, schöne Wolken und wunderschöne Lichtstimmung am Abend. Auf dem Zeltplatz laufen Horden von Schopfwachteln herum. Sie sehen nicht nur lustig aus, sondern rennen auch lustig in alle Himmelsrichtungen sobald man ihnen zu nah kommt. Aufgeschreckte Hühner Kanada Style.

03/07/19 Okanagan Provincial Park - Keremeos

Unser heutiges Ziel ist Keremeos. Zunächst rollen wir durch Summerland (wer hat sich diese Namen nur ausgedacht?) nach Penticton, wo wir einen kurzen Boxenstop in einem Fahrradladen einlegen. Die Bremsbelege müssen runter, da uns ab jetzt auch wieder vermehrt Bergetappen erwarten werden. Nach meiner Planung wäre ich auch sehr gerne weiter südlich über Osoyoos gefahren und hätte mir die dortige natürliche Kakteenwüste mit Klapperschlangen angeschaut, aber der Umweg wäre zu groß gewesen. Die Tipps der Fahrradmechaniker befolgend bogen wir auf die Green Mountain Road, welches durch ein Indigenes Reservat führt ein. Leider hatten wir auf Grund des Boxenstops ein wenig Zeitdruck und konnten die Umgebung nicht so richtig genießen. Erfreut waren wir trotzdem über wilde Pferde und tolle Ausblicke auf dem Weg. Als es jedoch bereits anfing Abend zu werden, bekam ich einen Platten. Reifen runter, neuer Schlauch rein, aufpumpen, wieder platt. Das ganze nochmal von vorn. Erneut Platt. Unsere zwei Ersatzschläuche hatten, wie auch immer, leider beide zwei kleine Löcher. Zum Glück hatte ich noch Kleber und Patches dabei. Durch die einsetzende Dämmerung und den doch noch recht weiten weg, war die Situation nicht sonderlich entspannt. Hinzu kam, dass eine Frau mit dem Auto neben uns hielt und uns fragte, ob wir wüssten, dass hinter der Kurve in 400m Entfernung eine Grizzly-Mama mit ihren Kindern auf der Straße stände. Löcher flicken unter Zeit und Bärendruck. Die Frau wartete mit ihrem Auto neben uns, um uns neben dem Bärenspray eine sicherer Alternative zur Flucht zu bieten. 10 Minuten später, der Arm schwach vom vielen Pumpen, rollten wir (zum Glück bergab) hinunter in Richtung Keremeos. Was ein Abenteuer! Wir bedankten uns bei der Frau, welche auf uns am Ende des Reservats wartete und kamen erst sehr spät am Campingplatz an.

04/07/19 Keremeos - Princeton

Von Keremeos bis nach Princeton. In Keremeos und Umgebung werden viele Früchte angebaut, unter anderem auch Wein. Der Weg nach Princeton ist vor allem durch ehemaligen Bergbau geprägt. Die Städte sehen aus, als hätten sie einmal deutlich bessere Zeiten erlebt. Es ist sogar schwierig, auf dem Weg ein offenes Schnellrestaurant oder ähnliches zu finden. Wir stoppen trotzdem und informieren und im Hedley Museum, der mit seinem Tearoom immerhin ein schnelles Heißgetränkt auf der schönen Veranda verspricht. Durch ein fest installiertes Teleskop blicken wir hinauf zur ehemaligen Miene auf dem Nickel Plate Mountain, der für die goldenen Zeiten dieser Region zuständig war. Nach diesem kurzen Stop rollen wir weiter in Richtung Rivers Edge RV Park in Princeton. Der Weg ist recht flach, da wir und in einer weiten Ebene zwischen den Bergen befinden. Es ist recht kark, aber eine nette Abwechslung. Der Zeltplatz ist ok und der Weg in die Stadt zum Einkaufen nicht weit. Morgen wird es wieder viel bergauf gehen.

05/07/19 Princeton - E.C. Manning Provincial Park

Nach einem ausgiebigen Frühstück bei A&W biegen wir auf den Crowsnest Highway (3). Die südlichste Verbindung in Kanada zwischen den Prärien und der Küste. Der schwarze Vogel wird uns nun einige Stunden begleiten, heute vor allem bergauf. Unser Ziel ist der E.C. Manning Provincial Park. Er wurde uns beschrieben, als die Rockys nur in etwas kleiner. Pass um Pass schrauben wir uns an diesem Tag unserem Zeltplatz entgegen. Der schlimmste Moment an diesem Tag war ein Wildunfall, der die Straße auf mehreren hunderten Metern bestialisch hat stinken lassen. Nähere Beschreibungen möchte ich nicht tätigen, aber es tat uns in der Seele weh, wie das arme Tier gelitten haben muss.

06/07/19 E.C. Manning Provincial Park - Hope

378m hoch/1469m runter. Das sind die Tage, die man genießt, selbst wenn es regnet. Heute regnet es aber nicht und wir fliegen unserem Ziel Hope im wahrsten SInne des Wortes entgegen. Die Abfahrten sind zunächst sehr steil, doch kurz vor Hope kommt eine perfekte Abfahrt. Die Mischung aus Neigung und Luftwiderstand erzeugte eine perfekte Reisegeschwindigkeit bei der man keine Bremse ziehen musste. Zudem ist die Landschaft äußerst Attraktiv, bei einem Picknick werden wir umzingelt vom Blue Jay (Blauhäher). Das Tal kurz vor Hope macht seinem Namen alle Ehre „Sunshine Valley“. Kurz vor Hope gibt es dann noch eine traurige Naturgewalt zu bestaunen. Im Jahr 1965 riss hier ein Teil eines Berges ab und tötete 4 Menschen. Die Menge, die an Geröll und Schutt abging war so groß, dass ein ganzer See bedeckt wurde und der Verlauf eines Flusses umgelegt wurde. Noch heute sieht man eindrucksvoll, die Ausmaße dieses Unglücks.

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